Nach meinem Beitrag wie du fest gewordenen Honig wieder auftauen kannst, ist die Frage nach der Blüte im Honigglas aufgetaucht. Wie entsteht sie und wie kann man sie beseitigen?
Die Entstehung
Die Blüte im Glas entsteht genau so, wie die „normale“ Kristallisation aus meinem letzten Beitrag. Durch Kristalle im Honig bilden sich Ketten, verdrängen Wasser und binden die zahlreichen anderen Inhaltsstoffe des Honigs zu einem Klumpen. Allerdings sieht die Blüte etwas anders aus als der „normale“ feste Honig.
Die Optik
Das liegt am Entstehungsprozess. Denn die Blüte bildet sich erst im Glas, nach dem Abfüllen. Ist der Honig nicht optimal zum Abfüllen vorbereitet, entsteht ein winziger „Fehler“ im Glas. Es bildet sich ein Luftspalt, in den die Glucose- Kristalle hinein wachsen. Durch den Luftspalt wirken die Kristalle außerdem sehr hell, die Kristallschichten sehen weiß aus. Durch den Platzbedarf des Kristalls werden die flüssigen Bestandteile des Honigs weiter zurück gedrängt und der Luftspalt wird größer.
Die Phasentrennung
Normalerweise versuchen wir Imker, dem Honig durch verschiedene Techniken zu einem einheitlichen Kristallbild zu verhelfen. Wir sprechen dann von „homogenen Honig“. Dazu rühren wir den Honig und Impfen ihn mit feinkristallinem Honig. Zum Rühren benutze ich übrigens solch einen Honigrührer*. Sicherlich kennst du dieses „einheitliche Kristallbild“ vom köstlichen Rapshonig.
Da die Blüte sich aber erst im Glas bildet, sind die Kristalle nicht einheitlich. Dadurch kann es in sehr geringen Fällen zu der so genannten Phasentrennung kommen. Dabei kommt es zu einer vollständigen Trennung der flüssigen und festen Bestandteile des Honigs: der Sirup, in dem die Kristalle normalerweise gelöst sind, schwimmt oben über dem gebildeten Kristall. Haben sich die „Honigphasen“ getrennt, solltest du ihn nicht mehr genießen. Dann ist er nicht mehr verkehrsfähig. Wenn du das fehlerhafte Glas öffnest, kann es durch die Luftfeuchtigkeit innerhalb von sehr kurzer Zeit zu Gärprozessen kommen. Die „normale“ Blütenbildung ist aber lediglich ein kleiner Schönheitsfehler und beeinträchtigt die Qualität nicht.
Ein Zeichen der Natürlichkeit
Fun fact: bei unseren Nachbarn in Luxemburg gilt die Blüte im Honigglas übrigens als Qualitätsmerkmal und oft gewünscht! Wie du jetzt gelernt hast, wurde der Honig vom Imker naturbelassen. Mit Zuckerbeimischung oder dem Strecken de Honigs hat die Blüte jedenfalls nichts zu tun.
Die Lagerung spielt eine Rolle
Übrigens kannst du die Phasentrennung durch falsche Lagerung begünstigen: Ständige und starke Temperaturschwankungen mag der Honig gar nicht. Am besten lagerst du deinen Honig an einem dunklen Ort mit möglichst konstanter Temperatur, nach Möglichkeit sollte diese ca. 15°C betragen.
Falls du dir bei der Qualität deines Honigs oder der Haltbarkeit unsicher bist, kannst du mir gerne eine Nachricht zukommen lassen. Außerdem freue ich mich über Feedback und Anregungen!